Schuldenkrise in Griechenland Flagge Wer die Nachrichten in den letzten Wochen genauer verfolgt hat, dem wird die Schuldenkrise in Griechenland nicht verborgen geblieben sein. Es wird innerhalb der EU darum gestritten, wie man den Griechen aus ihrer Haushaltsmisere helfen und damit den Staatsbankrott abwenden kann.

Dabei fiel in der letzten Zeit immer häufiger der Begriff Umschuldung, was vor allem für Laien in diesem Zusammenhang etwas unklar erscheinen dürfte. Aus diesem Grund möchten wir, als Umschuldungsberater in anderen Bereichen, Ihnen nun die wichtigsten Zusammenhänge in Bezug auf die griechische Schuldenkrise näher bringen, um Ihnen aufzuzeigen, welches Ausmaß das Problem mittlerweile angenommen hat.

Die Ursache – eine exorbitant hohe Staatsverschuldung in Griechenland

Bei der Suche nach der Ursache für die Krise hilft ein Blick auf den griechischen Staatshaushalt, denn zu Beginn des Jahres 2010 musste die griechische Regierung eingestehen, dass ihr Haushaltsdefizit für das Jahr 2009 bei über 10% des BIP liegt, was die EU-Stabilitätsgrenze von 3,0% bei weitem überschreitet. Die Staatsverschuldung lag damit insgesamt bei 110% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und zeigte eindrucksvoll auf, dass der Schuldenberg der Helenen größer war als der jährliche wirtschaftliche Output. Als Gründe für die hohe Staatsverschuldung wurden fehlende Reformen wie die Anhebung des Rentenalters und auch der große öffentliche Beschäftigungssektor identifiziert, der zu viel Geld verschlingt. Zudem steht die Sozialversicherung des Landes kurz vor dem Bankrott, was insgesamt zu der schwierigen finanziellen Lage geführt hat.

Die Folge – Griechenland muss sehr hohe Zinsen für Kredite bezahlen

In Bezug auf die Kreditaufnahme werden Staaten im Regelfall ähnlich wie andere Schuldner auch behandelt. Dies bedeutet, dass eine schlechte Bonität zu wesentlich höheren Zinsen führt. So muss Deutschland aktuell knapp 3,00% Zinsen jährlich für eine Anleihe am Kapitalmarkt bezahlen, wohingegen griechische Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt momentan mit ungefähr 15% Zinsen pro Jahr bewertet werden. Möchte Griechenland also einen Kredit aufnehmen, müsste ein äußerst hoher Zinssatz gezahlt werden, der die Handlungsfähigkeit des Staates weiter einschränkt und den Schuldenstand auf Dauer so stark ansteigen lässt, dass das Land seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Darüber hinaus hat die Ratingagentur Standard & Poor’s erst in diesem Monat das Bonitätsrating für Griechenland von „B„ auf „CCC“ gesenkt, was das Vertrauen der Anleger weiter erschütterte. Aktuell legt Griechenland deshalb auch keine eigenen Staatsanleihen mehr am Kapitalmarkt auf, sondern finanziert sich momentan über Kredite der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF), die zu günstigeren Zinskonditionen vergeben werden (5% plus 350 Basispunkte).

Das Hilfspaket I - Die EU und der IWF mussten mit Krediten einspringen

Da eine Pleite Griechenlands aufgrund der Gemeinschaftswährung Euro auch für alle anderen Staaten der EU eine Katastrophe wäre, haben sich die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds im letzten Jahr darauf geeinigt, Griechenland bis zum Jahr 2012 Kredite mit einem Volumen von maximal 110 Milliarden Euro zu gewähren. Im Gegenzug musste die griechische Regierung jedoch zusagen, durch Spaßmaßnahmen in Höhe von 30 Milliarden Euro dazu beizutragen, die Finanzen des Landes wieder in Ordnung zu bringen. Das Sparpaket der Regierung enthielt Maßnahmen wie Rentenkürzungen, Einstellungsstopps im öffentlichen Sektor, Gehaltskürzungen für Staatsbedienstete und Steuererhöhungen. Mit der Zahlung in kleinen Tranchen bekamen die Gläubigerstaaten die Möglichkeit, die Einhaltung der Sparauflagen zu überprüfen und bei mangelnder Disziplin die Hilfen zu stoppen.

Der Troika-Bericht – Griechenlands Situation auch nach knapp einem Jahr kritisch

Anfang Juni 2011 wurde der sogenannte Troika-Bericht veröffentlicht, in dem die Europäische Kommission, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) die wirtschaftliche Lage und die Sparanstrengungen in Griechenland bewerten. Dort werden vor allem die konjunkturellen Aussichten als äußerst problematisch beschrieben, da die Wirtschaftsleistung in dem Land 2010 um 4,5% abgenommen hat. Auch für das Jahr 2011 wird mit einem Negativwachstum von 3,80% gerechnet, was den Schuldenabbau in Griechenland erheblich erschwert. Aufgrund dieser Tatsache geht die Troika nicht davon aus, dass das Land sich bereits im Jahr 2012 wieder eigene Kredite am Kapitalmarkt besorgen kann, da die Risiken für Investoren nach wie vor zu groß sind und somit Anleihen nur zu übertriebenen Zinssätzen möglich wären. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der IWF laut seinen Statuten keine Kredite an ein Land vergeben darf, welches nicht mindestens 12 Monate in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Da dies momentan äußerst zweifelhaft erscheint, müssen die anderen EU-Länder weitere Kredite für den Zeitraum von 2012-2014 vergeben, um Griechenland zu retten und die fehlenden Zahlungen des IWF auszugleichen.

Die aktuelle Situation – Streit um neues Rettungspaket und die Art der Umschuldung

Aktuell wird der Finanzbedarf Griechenlands von vielen Politikern für die Jahre 2012-2014 auf bis zu 120 Milliarden Euro geschätzt. Da einer solchen Kreditvergabe alle Mitgliederländer und deren nationale Parlamente zustimmen müssen, gibt es aktuell auch in Deutschland eine sehr kontroverse Diskussion zu diesem Thema. Dabei geht es jedoch nicht nur um die neuen Kredite, sondern auch um eine Umschuldung bereits bestehender Darlehen, denn im Jahr 2011 werden griechische Staatsanleihen von über 70 Milliarden Euro fällig, die bedient werden müssen. Mittlerweile wurde die nächste Tranche aus dem ersten Hilfspaket an Griechenland freigegeben, da das Land ein Sparpaket in Höhe von 78 Milliarden Euro verabschiedet hat. Die Einigung über ein neues Rettungspaket ist bisher jedoch nicht unter Dach und Fach, so dass die Zukunft Griechenlands nach wie vor auf wackeligen Beinen steht.

Der Kompromiss - Die Umschuldung nach der „Wiener Initiative“

Aufgrund der harten Haltung der deutschen Bundeskanzlerin trafen am 17.06.2011 Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy zusammen und loteten einen Kompromiss im Sinne der „Wiener Initiative“ aus. Bei dieser Methode der Umschuldung sollen private Investoren wie Fonds oder Banken ihre auslaufenden griechischen Staatsanleihen gegen neue eintauschen, anstatt die Auszahlung zu fordern. Ein ähnliches Vorgehen gab es bereits 2009 nach der große Wirtschafts- und Finanzkrise, als einige osteuropäische Länder finanzielle Probleme hatten. Nach einem Kompromiss zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Sarkozy ist eine solche Lösung für die privaten Investoren auf freiwilliger Basis zu sehen. Die Laufzeit neuer Papiere könnte bis zu 7 Jahre betragen und somit den Griechen Zeit einräumen, die eigenen Finanzen in den Griff zu bekommen. Der Bankenverband forderte Anreize für private Investoren, sich durch eine Umschichtung ihrer Papiere an dem Hilfspaket für Griechenland zu beteiligen. Dies könnte beispielsweise durch eine zusätzliche Absicherung der Anleihen gewährleistet werden, wobei in dieser Frage noch keine Entscheidungen getroffen wurden. Mittlerweile haben einige Banken wie die Commerzbank erklärt, dass sie sich an einem Roll-over nach dem Vorbild des französischen Bankenverbandes beteiligen und ihre griechischen Staatsanleihen gegen Titel mit längerer Laufzeit eintauschen wollen. Auch eine Bankenbeteiligung in Höhe von 3,2 Milliarden Euro an den Hilfsleistungen für Griechenland ist hierzulande vereinbart worden.

Griechenland handelt – das Sparpaket wurde verabschiedet

Die Finanzminister der Euro-Staaten haben die Freigabe der nächsten Tranche des Rettungspakets I in Höhe von 12 Milliarden Euro an die Bedingung geknüpft, dass das Land Sparanstrengungen unternimmt. In Griechenland wurde mittlerweile das Sparpaket mit einem Gesamtvolumen von 78 Milliarden Euro auf den Weg gebracht und damit weitere Protestaktionen im eigenen Land provoziert. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Regierung das eigene Volk von der Notwendigkeit des Sparpaketes überzeugen kann oder ob es letztlich zu einem Sturz der Regierung kommt, der für das Land fatal wäre.

Fazit – Eine Staatsinsolvenz Griechenlands hätte schlimme Folgen

Als Fazit ist festzuhalten, dass die Euro-Staaten es sich letztlich kaum leisten können, eine Insolvenz Griechenlands zuzulassen, weil dies die EU und den Euro auf eine harte Probe stellen würde. Zudem wäre die Glaubwürdigkeit der Staatengemeinschaft stark erschüttert, was sich auch auf das Anlegervertrauen in Bezug auf den Euro auswirken würde. Ob ein kontrollierter Schuldenschnitt in naher Zukunft unausweichlich sein wird oder ob eine weiche Umschuldung Griechenlands ausreicht, müssen die nächsten Wochen und Monate zeigen, denn dann wird die Frage beantwortet, ob die die EU-Partner in der Lage sind, sich auf ein zweites Rettungspaket zu einigen. Griechenland hat bereits den ersten Schritt getan – jetzt sind die EU-Finanzminister dran.

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